Volkswirtschaften bzw. Systeme ganz allgemein sind stark stochastischen Prozessen ausgesetzt, d.h. sie unterliegen ständig verschiedenen Schocks, die unerwartet und zufällig auftreten und dabei das (wirtschaftliche) Gleichgewicht stören. Diese Schocks können dabei entweder positiv (d.h. treibend) auf ökonomische Variablen wirken, oder aber negativ (d.h. dämpfend). So gilt z.B. eine plötzliche Erhöhung der Rohölpreise in Bezug auf das allgemeine Preisniveau als positiver Schock, eine schwere Pandemie dagegen in Bezug auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage als negativer Schock.
Nicht nur private Akteure (Unternehmen und private Haushalte) können nun durch individuelle Entscheidungen in Märkten auf diese Systemschocks reagieren, sondern insbesondere auch die öffentliche Hand, etwa über verschiedene wirtschaftspolitische Maßnahmen und Programme. So kann z.B. die Politik regelgebundene oder diskretionäre Maßnahmen im Bereich der Geldpolitik ergreifen, die sich an der sogenannten "Taylor-Regel" orientieren. Dabei entwickeln Notenbanken ihre Zinsinstrumente ("Leitzinsen") auf Basis der Inflationsrate und der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass Notenbanken diese Regel nicht immer einhalten. So kann eine Zentralbank im Rahmen einer Ermessensentscheidung die Zinsen senken, obwohl gemäß den geldpolitischen Regeln eine Anhebung der Zinsen erfolgen sollte. Diese diskretionären Entscheidungen stellen selbst wiederum Schocks für das System dar. Wir sprechen in diesem Fall von "wirtschaftspolitischen Schocks".
Das hier beschriebene Umfeld ist das typische Einsatzgebiet von DSGE-Modellen (siehe Abbildung 1). DSGE-Modelle können mittels Zerlegung von Schocks (Decomposition) die Quellen bzw. Ursachen von Konjunkturschwankungen identifizieren. So kann z.B. eine Veränderung der Inflationsrate auf Investitions- oder Konsumschocks zurückgeführt werden. Für die Wirtschaftspolitik ist diese Frage hochrelevant, da sich nach den Bereichen, aus denen die Schocks emittieren, auch die Auswahl der einzusetzenden wirtschaftspolitische Instrumente richten sollte. Darüber hinaus eignen sich DSGE-Modelle ideal für die Simulation bzw. Berechnung der Effekte spezifischer Politik-Szenarien. Wie würde sich z.B. die Konjunktur entwickeln, wenn das Budgetdefizit systematisch, d.h. gemäß einer Regel, auf die Wirtschaftslage reagieren würde? Oder wie hätte sich die Konjunktur entwickelt, wenn das Budgetdefizit nur einmalig – entweder permanent oder vorübergehend – erhöht werden würde? Solche Szenarien können sowohl vorausschauend als auch rückblickend, u.a. kontrafaktisch ("Was wäre gewesen, wenn…"), berechnet werden. Analysen dieser Art wären ohne leistungsfähige Modellierung der strukturellen Wirkungszusammenhänge (z.B.: bei bloßen Zeitreihenbetrachtungen) nicht durchführbar. Somit stellt der DSGE-Ansatz ein mächtiges Analysewerkzeug dar, mit dem Fragen der Wirtschaftspolitik modellgestützt beantwortet werden können. Kontaktieren Sie uns. Wir freuen uns, Ihnen unsere neuesten makroökonomischen Wirkungsmodelle vorzustellen.
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