Was ist die entscheidende Voraussetzung für gute, bzw. zumindest zielgenaue (muss nicht immer das selbe bedeuten), Politik? Richtig. Im Vornherein im Detail abschätzen zu können, wie sich eine geplante Maßnahme, ein ins Auge gefasstes Programm im relevanten System (z.B. im Gesundheitssystem oder in der Volkswirtschaft) auswirken wird. In diesem Fall würden viele Initiativen eher nicht gesetzt oder ergänzt bzw. modifiziert. So weit sind wir in Österreich heute leider noch nicht. Ja, natürlich, vor einer Änderung von Steuersätzen wird geprüft, welche Mehreinnahmen dadurch erreichbar sind, und vor großen Investitionen werden Input-Output-Analysen bemüht. Doch all dies greift zu kurz. Die Effekte sind in der Regel breiter im System gestreut und auf keinem Fall nur direkt oder auf die großen expliziten ökonomischen Aggregate beschränkt. Viele Effekte sind im Gegenteil in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) nicht dokumentiert, weil sie nicht über Märkte bewertet werden. Dennoch müssen sie im Rahmen professioneller Politik in das Entscheidungsmodell integriert werden. Gefordert ist daher der Einsatz eines leistungsfähigen flexiblen Bewertungsrahmen, der in anderen Staaten bereits standardmäßig zur Verfügung steht, i.e. die moderne (soziale) Kosten-Nutzen-Analyse (CBA).
Die Kosten-Nutzen-Analyse (CBA) stellt ein leistungsfähiges “buchhalterisches“ System (Social Accounting) dar, das die wertmäßige Aggregation privater (handelbarer) und öffentlicher (nicht-handelbarer) Güter in strukturierter Art und Weise möglich macht (siehe Abbildung 1). Auch die Integration sozialer Gewichtungen ist in diesem Zusammenhang grundsätzlich möglich. Entscheidend ist vor allem, dass über die CBA ein leistungsfähiges (mikroökonomisches) Instrumentarium bereitgestellt wird, das es ermöglicht, den Wert von Gütern zu bestimmen, die nicht über den Markt gehandelt werden. Je nach Charakter der zu evaluierenden Leistung können verschiedene Verfahren zur monetären Bewertung zum Einsatz kommen. Die Verfahren werden dabei grundsätzlich zwei unterschiedlichen Zugängen zum Bewertungsproblem zugeordnet: (a) angebotsseitige Ansätze (“Production-Approach“) und (b) nachfrageseitige Ansätze (“Utility-Approach“). Beide Ansätze werden von Mainland Labs selektiv im Rahmen der Nutzenanalyse und in der Entwicklung von Ersatzbewertungen, sogenannte Schattenpreise, eingesetzt. Gruppe (a) orientiert sich z.B. an (positiven oder negativen) Output-Effekten im Bereich grundsätzlich handelbarer privater Güter, die auf die Existenz von Externalitäten bzw. öffentliche Güter zurückzuführen sind. Über den Preis des betroffenen Gutes können Wertansätze für das nicht-handelbare Gut abgeleitet werden. Das wichtigste Instrument in diesem Zusammenhang ist eines der zentralen Konzepte der Ökonomie, die “Opportunitätskosten“. So entspricht z.B. der Wert einer Emissionssenkung durch effiziente Blockheizkraftwerke in neuen Wohnanlagen der Summe der Kosten jener Leistungen (z.B. Gesundheitsdienst-leistungen), die im Rahmen der Sanierung größerer Umweltschäden (z.B. Gesundheitsschäden), hervorgerufen durch alternative (ältere) KW-Typen, notwendig würden. Gruppe (b) wiederum besteht u.a. aus Markt-basierten Ansätzen, die entweder reale Entscheidungssituationen (z.B. im Rahmen von Befragungen) simulieren und dabei Bewertungen extrahieren (“Willingness-to-Pay“ bzw. “Willingness-to-Accept“) oder adäquate Preise aus Beobachtungen des Verhaltens auf verwandten Märkten (Surrogat-Märkte) ableiten. Marktpreise werden auf diesem Wege durch sogenannte "Schattenpreise" ergänzt, um die entsprechenden Effekte auf den Nutzen einer Maßnahme in einer aggregationsfähigen Währung darstellen zu können (Monetarisierung).
In der Politik geht es letztendlich um die Maximierung des sozialen (Netto-)Nutzens, in der Praxis nach Umverteilung von relevanten Nutzen inklusive Kompensation einzelner Gruppen der Gesellschaft. Die (weitgehende) Bewertung der kurz- mittel- und langfristigen Wirkungen von gesetzen Maßnahmen, unabhängig davon, ob Marktpreise als Referenz dienen können oder Ersatzbewertungen (Schattenpreise) gefunden werden müssen, ist damit unabdingbar. Gleiches gilt für eine entsprechende Risikoanpassung und Abdiskontierung festgestellter Nutzen- oder Kostenströme über die Zeit. Moderne Kosten-Nutzen-Analyse bieten in diesem Zusammenhang ein Universum an leistungsfähigen Methoden, Verfahren und Modellierungen, das in den nächsten Jahr zum Standardrepertoire der heimsichen Wirtschafts- und Finanzpolitik werden sollte. Die Effizienz des Systems und damit das Wohlfahrtsniveau unserer Gesellschaft würde jedenfalls davon profitieren.
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